Die Strumpfhose ist heute ein fester Bestandteil der Damenmode – praktisch, stilprägend und wandelbar. Doch ihr Ursprung liegt weit zurück. Von mittelalterlichen Beinlingen über kunstvoll gestrickte Seidenstrümpfe bis zur revolutionären Erfindung der Nylonstrumpfhose im 20. Jahrhundert war es ein weiter Weg. Diese Seite beleuchtet die Entwicklung der Strumpfhose in Europa aus historischer, technischer und soziokultureller Perspektive.
Bereits im Mittelalter trugen Männer sogenannte Beinlinge – schmale, eng anliegende Stoffschläuche, die mit Schnüren am Wams befestigt wurden. Diese Vorläufer heutiger Strümpfe waren Teil männlicher Kleidung und meist aus Wolle gefertigt. Frauen trugen zu dieser Zeit eher bodenlange Unterröcke und benötigten keine separate Beinbekleidung[1].
Erst in der Renaissance wurden Strümpfe verfeinert – insbesondere am höfischen Adel. Seidenstrümpfe, oft bestickt und farbig, galten als Statussymbol. Männer wie Frauen begannen, Beinbekleidung auch als Ausdruck von Reichtum und Modebewusstsein zu nutzen[2].
Ein Meilenstein war die Erfindung des Strickstuhls durch William Lee im Jahr 1589[3]. Damit begann die Mechanisierung der Strumpfproduktion – zunächst in England, später europaweit. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein waren gestrickte Baumwoll- oder Wollstrümpfe üblich, während Seidenstrümpfe der Oberschicht vorbehalten blieben.
Im Zuge der industriellen Revolution wurde Beinbekleidung erstmals günstiger und massentauglich. Ab dem späten 19. Jahrhundert wurden Strümpfe auch zunehmend von Frauen getragen – zunächst unter langen Röcken, oft in Schwarz oder Naturtönen. Die Einführung elastischer Garne und Gummibänder erhöhte den Tragekomfort.
Der wahre Durchbruch kam 1939, als die Firma DuPont in den USA den synthetischen Kunststoff Nylon präsentierte. Die sogenannten „Nylons“ wurden rasch zum Inbegriff moderner Beinmode – sie waren reissfest, transparent, glänzend und galten als Symbol für Fortschritt und Weiblichkeit[4].
Während des Zweiten Weltkriegs war Nylon für militärische Zwecke reserviert, was zu einem legendären Engpass bei Nylonstrümpfen führte. In den Nachkriegsjahren wurden die feinen Strümpfe zu einem begehrten Luxusgut, das durch amerikanische GI's auch nach Europa gelangte.
Der nächste grosse Schritt war die Kombination von zwei Strümpfen mit einem Höschen: Die Strumpfhose („pantyhose“) war geboren – zunächst in den USA, dann auch in Europa. Sie wurde massentauglich, als der Minirock in den 1960er Jahren aufkam und blickdichte Beinbekleidung notwendig machte.
Die Strumpfhose in ihrer heutigen Form entstand aus praktischen Gründen: Der Minirock wurde ab Mitte der 1960er Jahre zum Modetrend. Klassische Strümpfe mit Strumpfhaltern erschienen dazu unpraktisch.
Die neue pantyhose kombinierte Bein- und Hüftbedeckung in einem Stück. Kein Haltesystem war mehr nötig. Die Strumpfhose wurde rasch zum Standard in Alltag und Beruf – und zum Symbol des modernen Weiblichen[5].
Ab den 1970er Jahren wurde die Strumpfhose technisch wie stilistisch weiterentwickelt: Lycra machte sie elastischer und haltbarer. Es entstanden blickdichte Varianten, gemusterte Modelle und figurformende Strumpfhosen.
Nach einer Phase der Ablehnung in den 1990er Jahren erlebt die Strumpfhose seit den 2000er Jahren ein modisches Comeback – unterstützt durch Retrotrends und Prominente in den sozialen Medien.
Heute ist sie ein vielseitiges Accessoire: elegant, funktional oder provokant – ganz nach Kontext und Kombination.
Moderne Strumpfhosen bestehen meist aus Polyamid (Nylon) und Elasthan (Lycra). Je nach Denier-Zahl sind sie transparent oder blickdicht.
Der Herstellungsprozess umfasst das maschinelle Stricken, das Zusammennähen mit dem Höschenteil, das Färben und die Endkontrolle. Nachhaltigkeit spielt eine wachsende Rolle – etwa durch recyceltes Nylon oder europäische Produktion.
Strumpfhosen galten lange als Zeichen von Anstand und Seriosität. In feministischen Debatten der 1970er Jahre wurde sie als Symbol weiblicher Anpassung hinterfragt[6].
Inzwischen wird sie auch als Ausdruck von Stilfreiheit und Selbstbestimmung verstanden. Die Bedeutung ist vielfältig und wandelbar – je nach kulturellem Umfeld.
Die Strumpfhose blickt auf eine lange Geschichte zurück – von der höfischen Mode bis zur Hightech-Fashion. Heute ist sie Ausdruck von Stil, Funktionalität und individueller Haltung.
Ob als praktisches Alltagsstück oder modisches Statement – die Strumpfhose bleibt ein faszinierendes Kleidungsstück zwischen Tradition und Innovation.
Dieser Artikel ist Teil unserer redaktionellen Inhalte rund um Modegeschichte und Textilwissen.